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Shinrinyoku – und seine deutsche Inspiration

Also irgendwie – tief im Inneren – haben wir es ja doch schon geahnt – Shinrinyoku oder Waldbaden hat seinen Urspung vielleicht doch mehr in Deutschland als anderswo…..

Um das Büchlein „Eintauchen in den Wald“ von Miki Sakamoto bin ich schon eine ganze Zeit lang herumgeschlichen … „eigentlich“ habe ich wirklich genügend Waldbaden-Bücher zu Hause – andererseits fiel mir dieses Buch immer wieder auf und sprach mich an.

Also, nun denn, vor kurzem kaufte ich es dann auch und begann sofort begeistert darin zu lesen. Miki Sakaomoto verliert sich nicht in langen theoretischen Erläuterungen, sondern beschreibt in ihrem Buch ihre „Waldspaziergänge“ in Bayern, denn dort wohnt sie seit 1974.

Ein bisschen Theorie schickt sie jedoch voraus – ja und da habe ich es dann gelesen, was für mich nicht besonders verwunderlich ist, aber nun steht es hier schwarz auf weiß – und damit ich es auch richtig herüberbringe, zitiere ich Miki Sakaomoto (Seite 16):

Die Anregungen dazu kamen aus Deutschland

„….Es (Shinrinyoku) handelt sich also keineswegs um ein traditionelles Verfahren, sondern um eine Neuentwicklung.

Die Anregung dazu kam aus Deutschland. Folgendes hat sich zugetragen: Ein japanischer Forstwissenschaftler, Professor Murao Koichi, erkannte bei seinem mehrjährigen Aufenthalt in Deutschland in den 1970er Jahren neben der forstwirtschaftlichen auch die Bedeutung des Waldes für Gesunderhaltung und Erholung…“

Der damals oberste Chef für Wald- und Forstwirtschaft, Akiyama Tomohide wird oft genannt, als derjenige, der das Wort „Shinrinyoku“ geprägt hat – das ist auch richtig – allerdings kamen die Anregungen den Wald für die Gesundheit zu nutzen von Murao Koichi:

„…Nach seiner (Murao Koichis) Rückkehr (aus Deutschland) regte er beim obersten Chef für Wald- und Forstwirtschaft im japanischen Landwirtschaftsministerium Akiyama Tomohide die Nutzung der japanischen Wälder für Erholung und Rehabilitation an…“

Ja und dann nahm der Erfolg von Shinrinyoku (ich schreibe es mal zusammen wie Miki Sakamoto) seinen Lauf – anfangs noch sehr langsam – inzwischen weltweit.

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Und irgendwie muss ich ein bisschen lächeln, wenn ich sehe, dass wir in Deutschland so oft nach Japan, Amerika oder Australien schauen, um Waldbaden oder noch vermehrt die Waldtherapie „richtig“ zu machen.

Da rege ich doch gerne an: lasst uns vermehrt nach unseren Wurzeln schauen, denn es ist ja auch „unser“ Wald, den wir besuchen. Wir stehen nicht unter japanischen, amerikanischen oder australischen Bäumen, sondern unter „unseren“ Buchen, Eichen und Fichten.

Und da ich diesen Blog-Beitrag gerade an einem Feiertag schreibe, empfehle ich euch: geht in den Wald vor eurer Haustür, genießt es zu schlendern, geht flotter, wenn ihr das braucht oder sonnt euch einfach, wenn zwischen den Blättern das Sonnenlicht hindurchflimmert….

Komorebi

Ach ja, da bin ich dann ja doch wieder in Japan angekommen – denn Komorebi ist nun wirklich eine „japanische“ Erfindung und heißt übersetzt so viel wie: „Durch das Laub der Bäume gefilterte Sonnenstrahlen“ („Japanoismus“ von Erin Niimi Longhurst) und zeigt einmal mehr die Liebe der Japaner zur Natur.

Sonne

Links:

„Eintauchen in den Wald“ von Miki Sakomoto

„Japanoismus – die Kunst zufrieden zu sein“ von Erin Niimi Longhurst

 

 

Kategorien:Allgemein, Der besondere Buchtipp

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4 replies »

  1. Ich denke, das Gefühl / Wissen /Bedürfnis „Wald“ ist in jedem Menschen verankert. Egal wo und wann er lebt/-e. Aus der Natur entstammen wir. Wir sind Natur. Wir „Neuzeitmenschen“ lassen unsere Intuition verkümmern. Sehen nicht mehr ganzheitlich. Das können die Fernöstlichen besser.

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    • Liebe Kerstin, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, die Natur ist in unseren Genen verankert. Allerdings ist das Leben bei den „Fernöstlichen“ auch sehr „neuzeitlich“ geworden. Ein Großteil der Menschen leben in immer größeren Städten, die wir uns hier gar nicht vorstellen können. So verloren/verlieren viele ebenfalls den Bezug zur Natur. Und deshalb ist es gut, wenn wir uns gegenseitig inspirieren – wir aus dem Westen und die Menschen aus dem Osten. Manches aus der östlichen Philosophie, was bei uns angekommen ist, ist vom Westen wieder zurück in den Osten gewandert, weil sie es dort verloren hatten. Und so sehe ich nicht nur den Menschen als solches ganzheitlich, sondern auch unsere gesamte Welt. Liebe Grüße Annette

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