Mein Sinnespfad in Lorsbach

Eine Auszeit im Wald ist nicht nur sehr erholsam, sondern auch gesund. Tauche mit allen Sinnen in die Atmosphäre des Waldes ein und stärke dabei auf leichte Art und Weise dein Immunsystem. Ein Picknick mit einem herrlichen Blick auf Lorsbach über Streuobstwiesen und Wälder der sogenannten „Nassauischen Schweiz“  ist der krönende Abschluss dieser Auszeit.

Im Wald ankommen und ihn mit allen Sinnen erleben

Unsere Sinne öffnen uns das Tor zur Welt. Die Eindrücke, die über sie vermittelt werden, haben einen nachhaltigen Einfluss auf unsere Lebensqualität. Je feiner unsere Sinne geschult sind, desto intensiver und klarer nehmen wir am Leben teil.

Im Wald kann man die Sinne ausgezeichnet entwickeln. Hier erlebst du eine angenehm frische Atmosphäre. Eine wunderbare Stille umgibt dich. Deine  Augen werden verwöhnt mit Grün in allen Variationen oder im Herbst mit goldenen Strahlen. Du riechst das Moos und den Waldboden. Du schmeckst die reine Luft oder sogar den Tau an den Blättern… 

Bei diesem Sinnesbad lade ich dich ein, mit verschiedenen Übungen an auserwählten Plätzen (hier „Stationen“ genannt) Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und neue Kraft für den Alltag zu schöpfen.

Dein Sinnesweg beginnt an der Evangelischen Kirche in Lorsbach. Zuerst geht es an den historischen Fachwerkhäusern der Kirch- und Neuburgstraße entlang. An dem großen Fahrrad-Wegweiser „Idstein / Eppstein R8“ biegst du nach links oben in den Wald ein und erreichst bald Station 1:

Station 1

Atemübung zum Ankommen

Stelle dich bequem hin, nach Möglichkeit am Rand des Weges, damit du, wenn du das möchtest, die Augen schließen kannst.

Nimm deinen Atem wahr, wie er kommt und geht. Beobachte nur, ohne den Rhythmus des Atmens zu verändern. Ein Kommen und Gehen – ganz ohne dein Zutun. Nach einiger Zeit, wenn du die Übung beenden möchtest, nimm ein oder zwei tiefe Atemzüge, recke und strecke dich und öffne die Augen langsam.

„Schlendern“ ist die Fortbewegungsart beim Waldbaden. Der Duden sagt, was damit gemeint ist: gemächlich, mit lässigen Bewegungen gehen. Für den vor dir liegenden Waldspaziergang heißt das, dass du dir ganz viel Zeit nehmen solltest. Du läufst nicht einfach durch den Wald hindurch, sondern du kommst im Wald an.

Station 2

Schlendern

Nach der ersten Atemübung lade ich dich ein, nun ein Stück des Weges bewusst zu schlendern: setze dich langsam und gemächlich in Bewegung, bleibe ab und zu stehen, schaue dich um, schnuppere an Kräutern, die du entdeckst, lausche den verschiedenen Tönen, die an deine Ohren treffen. Genieße die Langsamkeit.

Auf der linken Seite des Weges gab es vor einigen Jahren einen Sturm. Dann kam noch der Borkenkäfer. Deshalb ist es auf dem Weg nun hell und im Sommer meistens auch sehr warm. Dort, wo früher ein Fichtenwald war, wachsen nun Kräuter, Sträucher und Fingerhut. Du siehst schon bald den dichten Buchenwald vor dir. Ich lade dich zur nächsten Übung ein.

Station3

Fühlen

Die Atmosphäre ändert sich auffallend, wenn du vom offenen Weg nun in den Wald mit dem geschlossenen Kronendach eintrittst. Wie fühlt sich die veränderte Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Windbewegung und vielleicht auch der Regen auf deiner Haut draußen und dann im Wald an?

Fühlen meint auch unser Gefühl. Deshalb nimm auch ganz bewusst dein Gefühl beim Eintauchen in den Wald wahr.

Nun halte dich links und schlendere eine ganze Weile leicht bergan. Im Tal auf der rechten Seite zieht ein kleiner wilder Bachlauf mit gemütlichem Geplätscher dahin. Eine Felsformation liegt ganz nah am Weg. Bleibe stehen und bewundere den Aufbau des Gesteins und wie sich der Farn am Felsen ausbreitet.

Nach etwa 300 Metern erreichst du eine Kreuzung. Von links kommend fließt ein kleiner Bachlauf ins Tal.

Station 4

Hören

Dieser Platz bietet sich wundervoll an, um den Hörsinn zu schulen. Suche dir einen sicheren und gemütlichen Sitzplatz am Wasser und schließe die Augen. Konzentriere dich nur auf das Hören. Welche Töne gibt es? Solche aus der Natur, aber auch sicher das ein oder andere Zivilisationsgeräusch. Versuche all diese Geräusche nicht zu bewerten, sondern nur wahrzunehmen. Welche Töne sind ganz entfernt – und welche ganz nah bei dir, welche sind laut und welche ganz leise?

Du folgst nun dem Weg links bergauf bis du auf eine fast 180°-Gabelung des Weges treffen. An dieser Stelle ist viel Platz für das Riechen und Tasten.

Station 5

Riechen und Tasten

Schnuppere zuerst einmal einfach so in den Wald hinein. Vielleicht kommen dir dabei sogar Erinnerungen in den Sinn wie: „Das riecht hier nach Kindheit“. Nimm danach Blätter, Zapfen, Ästchen oder etwas Walderde in die Hand. Taste deinen „Schatz“ zuerst ab, nimm alle Feinheiten wahr. Danach führe ihn ganz nah an deine Nase heran? Wie riecht die Erde? Riecht eigentlich auch ein Stein?

Schließe die Augen, wie verändert das dein Gespür und deine Geruchswahrnehmung?

Der Weg verläuft nun die Gabelung hinauf immer geradeaus. Oben angekommen, wird es teilweise wieder etwas lichter – auch hier war der Borkenkäfer aktiv und Bäume mussten weichen. Dafür findet man nun Heide, Ginster, Moos und die ersten Birken. Im Herbst breiten sich viele Waldpilze aus.

Station 6

Sehen

Diese Station widmst du deinem Sehsinn. Das hast du natürlich schon die ganze Zeit getan. Doch hier nun öffnen sich Blickachsen zur anderen Talseite. Lasse ganz bewusst deine Augen in die Ferne schweifen – das hat eine außerordentlich entspannende Wirkung auf den Sehsinn.

Auch im Gehen kannst du das machen: den Blick heben und nicht mit den Augen am Boden haften. Hier oben ist der Weg breit, und so kannst du gefahrlos einige Zeit gehen und dabei rundum schauen.

Du erreichst den Turm am Ringwall. Lorsbach, die bewaldeten Hügel und die für hier typischen Streuobstwiesen breiten sich unter dir aus. Wenn du den Turm besteigst, ist deine Aussicht noch ein klein wenig besser und du erfährst im Turm viel über die Geschichte Lorsbachs und Umgebung. Nun ist Zeit für ein ausgiebiges Picknick.

Station 7

Schmecken

Draußen schmeckt es doch am besten und viel intensiver. Ich hoffe, du hast dir ein paar Leckereien eingepackt, die du entweder oben im Turm  – regengeschützt – oder unten vor dem Turm auf der Bank verzehren kannst. Ganz bewusst Bissen für Bissen mit viel Zeit. Und vielleicht auch einmal mit geschlossenen Augen.

Empfehlenswert ist es, am Turm noch einen Blick auf die Erklärungen zu den hier wachsenden alten Streuobstbäumen zu werfen, bevor es nun wieder zur Station 1 geht, an der du mit einer Atemübung den Sinnespfad begonnen hast.

Station 8

Abschluss für alle Sinne

Schließe nochmal die Augen und nimm alle Sinne der Reihe nach noch einmal bewusst wahr: das Fühlen, das Hören, das Riechen und Tasten, das Sehen und das Schmecken. Nimm ein paar ruhige Atemzüge, und wenn du die Übung beenden möchtest, öffne mit einem tiefen Atemzug langsam die Augen.

Die Übungen sind leicht, doch effektiv – nimm sie mit zu deinen ganz persönlichen Lieblingsplätzen.


Diese Auszeit ist auch Bestandteil meines Buches:

Auszeiten für die Seele – 33 Orte im Rhein-Main-Gebiet


Hier findest du die GPX Daten zu dem Sinnespfad:

https://www.alltrails.com/explore/map/31-lorsbach-ad0f7a2

Hier geht es los:

An der Evangelischen Kirche in 65719 Hofheim-Lorsbach (fürs Navi: Kirchstraße 8)


Ein kleiner, aber wichtiger Hinweis:

Der Sinnespfad ist keine offizielle Wegeauszeichnung und liegt nicht in der Verantwortung des Hofheimer Forstes. Wie bei alle anderen Waldwegen ebenfalls, besteht auch hier die Möglichkeit von waldtypischen Gefahren auf die jeder Waldbesucher achten und eigenverantwortlich reagieren muss.

Ich selbst habe für von mir geführte Wanderungen / Auszeiten eine Berufshaftpflichtversicherung sowie die Gestattung der Stadt Hofheim, den Wald mit euch zu begehen.


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