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Die Winter werden kürzer

Vegetationspause, Winterschlaf, Energiehaltung – dafür steht der Winter. Doch er wird immer kürzer.

Natürlich nicht der kalendarische, sondern der Winter, der sich an der Phänologie orientiert, den Entwicklungsphasen der Pflanzen und Verhaltensweisen der Tiere. Schon seit Jahrhunderten beobachten die Menschen die Zyklen der Natur. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné definierte 1751: „Die Phänologie ist die Kunst, das Auftreten sich wiederholender Aktivitäten oder Ereignisse bei Pflanzen oder Tieren im Laufe des Jahres zu beobachten“, und legte damit den Grundstein für den sogenannten phänologischen Kalender.

Dieser beschreibt 10 Jahreszeiten. Für jede Jahreszeit gibt es bestimmte Zeigerpflanzen, deren Blattaustrieb, Blüte, Frucht oder Laubfall den Anfang der entsprechenden Jahreszeit „anzeigt“. So beginnt der Winter mit dem Herabfallen des Laubes der Stieleiche und der Lärchennadeln und endet mit der Haselblüte, die den Vorfrühling einläutet.

Die seit vielen Jahrzehnten gesammelten Daten zeigen, dass unsere Winter immer kürzer werden. Von 1960 bis 1990 war ein mittlerer Winter 120 Tage lang, seit 1991 sind es durchschnittlich nur noch 103 Tage. So hat sich die Blütezeit vieler Pflanzen deutlich nach vorne verschoben. Frühjahr, Sommer und Herbst beginnen immer früher, die Vegetationsperiode wird länger, der Winter aber, die Vegetationspause, wird kürzer.

So rückt auch der phänologische Kalender immer mehr in den Fokus der Wissenschaft. Mit einer verkürzten Vegetationspause müssen wir uns künftig auf viele ökologische Veränderungen einstellen, die nicht nur die Pflanzen betreffen, sondern auch die Tiere. Ein einfaches Beispiel ist der Kuckuck, der bei uns auszusterben droht. Da viele Vögel mit dem früheren Frühjahr schon mit dem Brüten begonnen haben, wenn der Kuckuck zu uns zurückkehrt, finden die Kuckucksweibchen keine Nester mehr, wo sie ihre Eier ablegen können.

NDR schreibt: „Das Umweltbundesamt befürchtet drastische Auswirkungen auf die Bestandsentwicklung einiger Arten, wenn die zeitliche Abstimmung zum Beispiel von Blüten und bestäubenden Insekten oder in Räuber-Beute-Systemen verloren geht. Bisher sei allerdings nur ansatzweise geklärt, wie sich die Verschiebungen phänologischer Phasen auf die Bestände von Tieren und Pflanzen auswirken.“ (https://www.ndr.de/ratgeber/klimawandel/Die-zehn-Jahreszeiten-des-phaenologischen-Kalenders,phaenologischesjahr100.html)


Für manch einen kann der Winter wahrscheinlich gar nicht kurz genug sein. Doch so wie Pflanzen und Tiere eine ausgiebige Winterruhe benötigen, um neue Kraft zu schöpfen, benötigen auch wir jetzt mehr Ruhe und viele Rückzugs-Möglichkeiten.

Deshalb streife so oft wie möglich allein oder still zu zweit durch die unberührte Natur, nimm ganz bewusst die gedeckten Farben des Winterwaldes wahr, genieße die wohltuende Unaufgeregtheit der kargen Landschaft. In diesen Momenten wirst du die schlichte und doch so belebende Schönheit der winterlichen Natur (wieder)entdecken.


Übrigens sucht der Deutsche Wetterdienst ehrenamtliche phänologische Beobachterinnen und Beobachter. Schau mal mal hier auf der Website des Deutschen Wetterdienstes: https://www.dwd.de/DE/derdwd/beobachter/beobachter.html

Und beginne das neue Jahr mit deinen ersten Pflanzenbeobachtungen. Es ist eine wichtige Aufgabe für die Wissenschaft, bei der du selbst ein tiefes Bewusstsein für die Natur entwickelst.

Der Deutsche Wetterdienst sucht immer für bestimmte Regionen, wenn dort die Ehrenamtlichen ausfallen. Bei Naturgucker sind jedoch alle Beobachtungen willkommen.

Auf der Website kann man lesen, dass „Naturgucker“ ein soziales Netzwerk für Naturbeobachter:innen ist. Mir gefällt dabei besonders, dass man auf der Website freien Zugang zu allen darauf veröffentlichten Beobachtungen, Naturbildern und Beobachtungsgebieten weltweit hat. So findet man wirklich sehr interessante Fakten über die Natur. Und wie gesagt, du kannst ab sofort mitmachen (https://www.naturgucker.info/start/herzlich-willkommen)


Ich wünsche dir, dass du gesund und ausgeglichen durch die Winterzeit kommst.

Weitere interessante Links zum Thema:

https://naturwissenschaften.ch/seasons-explained/phenological_calendar

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenwissen/jahreszeiten.html

https://www.naturgucker.info/start/herzlich-willkommen

Kategorien:Allgemein, Winter-Waldbaden

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